Wien: Vienna Digital Cultures - Festivaleröffnung 

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Wien

06 Mai 05:00 2025 von Redaktion International Print This Article

Vienna Digital Cultures startet heute mit einer Keynote von Kate Crawford sowie der Eröffnung der Ausstellung Model Collapse in der Kunsthalle Wien Karlsplatz. Crawford – Autorin von Atlas of AI – spricht am 5. Mai im Angewandte Interdisciplinary Lab und eröffnet mit ihrem Vortrag Model Collapse: The Cascading Failures of Algorithms, Ecosystems, and Economies das Diskursprogramm des Festivals. Im Anschluss an die Keynote wird die Ausstellung des Festivals in der Kunsthalle Wien Karlsplatz eröffnet – mit Arbeiten von fünf internationalen Künstler*innen, die die Schnittstelle von Politik und digitaler Kultur untersuchen.

Vienna Digital Cultures ist ein neues Festival, das gemeinsam von Foto Arsenal Wien und Kunsthalle Wien veranstaltet wird und vom 5. bis 18. Mai 2025 stattfindet. In einem zweiwöchigen Programm aus Kunst, Performance und Diskurs bündeln beide Institutionen ihr Engagement, die kulturellen Auswirkungen neuer Technologien zu untersuchen. Kuratiert von Nadim Samman, steht die diesjährige Ausgabe unter dem Titel „Model Collapse“.

Das Festival startet mit in Auftrag gegebenen künstlerischen Onlinebeiträgen von Joey Holder und Most Dismal Swamp auf www.viennadigitalcultures.at und wird mit einer Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz sowie Veranstaltungen im Angewandte Interdisciplinary Lab, Haus der Republik (Wiener Festwochen) – Funkhaus, im PRST.club sowie im REAKTOR vor Ort fortgesetzt.

Im Bereich des maschinellen Lernens (KI) bezeichnet der Begriff „Model Collapse“ zentrale Probleme beim Training großer Sprachmodelle, wie den Verlust von Vielfalt und Originalität, übermäßige Wiederholungen und die Verstärkung von Vorurteilen. „Model Collapse“ ist auch eine treffende Metapher für den gegenwärtigen Zustand der Welt. Von der Politik bis zur Ökologie befinden sich etablierte Systeme in der Krise – und wie der Begriff „Post-Truth“ andeutet, bildet auch der intellektuelle Diskurs keine Ausnahme. Der digitale Wandel ist ein maßgeblicher Treiber dieser Umbrüche. Mit der zunehmenden Verbreitung von Künstlicher Intelligenz wächst auch ihr Einfluss auf diese Krisen. Vienna Digital Cultures 2025 widmet sich diesem Zustand der Desorientierung und Instabilität und lädt Künstler*innen und Expert*innen ein, ihn aus verschiedenen Perspektiven zu reflektieren.

Die zentrale Ausstellung in der Kunsthalle Wien Karlsplatz versammelt Arbeiten von fünf internationalen Künstler*innen, die sich mit den Schnittstellen von Politik und digitaler Kultur auseinandersetzen: Eva & Franco Mattes’ Video But I love Human (2025) ist eine Montage aus TikTok-Livestreamer*innen, die sich als NPCs (Non-Player Characters) inszenieren. Die Arbeit zeigt, wie stark algorithmische Logiken heutige Formen von Selbstwahrnehmung und Ausdruck beeinflussen. Joey Holders immersive Installation The Woosphere (2025) eröffnet einen spekulativen Raum, in dem sich nicht-menschliche Wesen in unsere kollektive Vorstellungskraft einschreiben – eine physische Erweiterung ihres digitalen Beitrags auf der Festival-Website.

Das mit dem S+T+ARTS-Preis ausgezeichnete Werk Calculating Empires (2024) von Kate Crawford & Vladan Joler zeigt ein 24 Meter langes Diagramm, das die historischen Verflechtungen von Technologie, Macht und Körperlichkeit über ein halbes Jahrtausend hinweg sichtbar macht. Arvida Byström untersucht in einer Kombination aus Video und Skulptur die Ästhetiken und Implikationen von Deepfake-Pornografie sowie digitalen Sexualitätsentwürfen. Die Arbeit verweist bereits auf ihre Performance A Cybernetic Dollhouse im Haus der Republik (Wiener Festwochen) – Funkhaus, die sie gemeinsam mit der KI-gesteuerten Sexpuppe Harmony realisiert. Mathias Gramoso thematisiert in Perpetual Echo (2024) digitale Formen des Narzissmus. Die Arbeit dokumentiert eine 24-stündige Performance, in der sich der Künstler selbst durch den Bildschirm seines Smartphones betrachtet. Troikas raumgreifende Lichtinstallation durchdringt den Ausstellungsraum mit farbigem Licht und taucht die versammelten Arbeiten in die Farbtöne des RGB-Filters – ein Bildsystem, das eng mit maschinellem Sehen verknüpft ist.

Im öffentlichen Raum rund um die Kunsthalle Wien Karlsplatz ist unter dem Titel //ONTOLOGICAL_GLITCH:// eine Augmented-Reality-Installation der in Wien lebenden Künstler*innen Belma BeÅ¡liÄ?-Gál, Catherine Spet und Markus Wintersberger zu sehen – in Kooperation mit Kultur 1. Die Arbeiten erkunden eigentümliche Überlagerungen digitaler und physischer Erfahrung und inszenieren Künstliche Intelligenz als sich entwickelnde, posthumane Intelligenz, die über menschliche Wahrnehmung hinausreicht. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob KI noch auf die menschliche Anwesenheit der Besucher*innen reagiert oder sich längst in einem autonomen, selbstreferenziellen Prozess verselbständigt hat, der unsere Gegenwart nicht mehr wahrnimmt.

Am 16. Mai präsentiert ROTOR / Michael Fischer eine akustische Vermessung digitaler Topografien – mit Soundperformances von Misonica und Rent (Wien). An zwei Abenden (10. und 11. Mai) finden im REAKTOR Videoscreenings statt, die sich auf unterschiedliche Weise mit generativer KI auseinandersetzen – sowohl inhaltlich als auch formal. Dabei richten sie den filmischen Blick auf verborgene, oft verdrängte Aspekte unserer gegenwärtigen Wirklichkeit. Nach der Online-Premiere auf der Festivalplattform wird The Bastard Fields (2025) von Most Dismal Swamp erstmals live präsentiert – eine halluzinatorische Reise durch das kulturelle und maschinelle Unbewusste. Weitere Premieren sind Saturn (2025) von Emmanuel van der Auwera, der sich mit der Verschwörungserzählung um sogenannte „Crisis Actors“ und deren realen Folgen im Zusammenhang mit dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Schule beschäftigt; The Future Is Finally Weird AF (2025), ein neues Kapitel aus der Online-Slop-Serie von Silvia Dal Dosso; sowie Drill Baby Drill (2025) von Troika, das Wunschbilder in KI-generierter Landschaftsgestaltung thematisiert.
Außerdem werden Videoarbeiten von S()fia Braga, Andrea Khôra, Jonas Lund, Ala Roushan & Charles Stankievech, Inès Sieulle und Clemens von Wedemeyer gezeigt. Eröffnet werden die Abende jeweils durch eine Lecture-Performance: am 10. Mai mit :::FEEL THE FUTURE::: von Lil Internet sowie am 11. Mai mit einer neuen Produktion von Malpractice. Das Diskursprogramm des Festivals beginnt am 5. Mai im Angewandte Interdisciplinary Lab mit Kate Crawford, Autorin des internationalen Bestsellers Atlas of AI. Ihre Keynote trägt den Titel Model Collapse: The Cascading Failures of Algorithms, Ecosystems, and Economies.

Im weiteren Verlauf des Festivals kommen zahlreiche Stimmen zu Wort, die aktuelle Debatten rund um Machine Learning, Kultur und Politik mitprägen – darunter Caroline Busta, Paul Feigelfeld, Matteo Pasquinelli, Ala Roushan, Elke Schwarz, Klaus Speidel, Felix Stalder und weitere.

Ein Programmschwerpunkt ist ein gemeinsam mit Spike Art Magazine kuratierter Gesprächsnachmittag am 18. Mai. Ergänzend finden im gesamten Zeitraum Künstler*innengespräche, Führungen und Workshops statt.

Als Gegenpol zur kritischen Auseinandersetzung mit den dunkleren Seiten des Digitalen sorgen zwei Clubnächte für kathartische Entladung und Wiederverkörperung. Am Eröffnungswochenende spielen im besten Soundsystem der Stadt (PRST.club) die Techno-Schwergewichte Etapp Kyle und Phase Fatale sowie die Wienerinnen DJ Terror und Antonia XM (10. Mai). Am Samstag, 17. Mai, kuratiert Vienna Digital Cultures die Eröffnungsparty der Wiener Festwochen im Haus der Republik – Funkhaus und hebt die Stimmung – ganz im Sinne des Mottos „Love“ – mit einem House-Programm von Anthea (Partisan) und Amanda Mussi, unterstützt von Malounadou aus Wien.

Model Collapse wird großzügig von der Autotelic Foundation www.autotelic-foundation.org, einem der Hauptpartner des Festivals Vienna Digital Cultures 2025, unterstützt.

Zitate

Veronica Kaup-Hasler, amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft
„In einer Zeit, in der digitale Technologien und KI unsere Realität bereits stark prägen, ist es entscheidend, die Auswirkungen künstlerisch kritisch zu reflektieren. Das Festival 'Vienna Digital Cultures' bietet einen Raum, um die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Technologie zu beleuchten und stellt die Frage, wie wir eine digitale Zukunft gestalten können, die menschliche Werte wahrt. Die diesjährige Festivalausgabe unter dem Titel ‚Model Collapse‘ schafft eine Plattform für inspirierende Begegnungen mit Kunst, für vertiefende Diskussionen und digitale Musik.“

Michelle Cotton, Artistic Director Kunsthalle Wien & Felix Hoffmann, Artistic
Director Foto Arsenal Wien
„Seit der industriellen Revolution sind technologische Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, politischen Systeme, die Wirtschaft, Umwelt und damit auf die gesamte Menschheit ein wesentliches Thema für Künstler*innen. Die Ausstellungen Radical Software: Women Art & Computing 1960-1991 in der Kunsthalle Wien und Simon Lehner: Clean Thoughts. Clean Images im Foto Arsenal Wien unterstreichen auf unterschiedliche Weise die Bedeutung des digitalen Wandels für den zeitgenössischen Kunstdiskurs und unsere Bildwelt. Wir sind glücklich über die Möglichkeit, so viele einflussreiche Künstler*innen und Denker*innen in die Stadt zu bringen und eine Plattform für Auftragsarbeiten, kritische Reflexion und Austausch zu bieten. Unter der kompetenten Leitung von Nadim Samman verspricht „Model Collapse“ als Auftakt zu Vienna Digital Cultures, dem neuen Festival der Stadt für Kunst im digitalen Raum, ein folgenreiches, nachhallendes und inspirierendes Festival zu werden.“

Nadim Samman, Kurator Vienna Digital Cultures 2025
„KI entwickelt sich nicht isoliert – sie ist eingebettet in globale Strukturen und prägt diese zunehmend. Sie droht zu einem weiteren Beschleuniger in einer Welt zu werden, die sich bereits ökologischen und gesellschaftlichen Kipppunkten nähert. Neben ihrem faszinierenden Potenzial birgt ihr Einsatz das Risiko, bestehende Ungleichheiten zu verstärken und ökologische sowie soziale Kosten auszulagern. Darüber hinaus beeinflusst sie Arbeitsmärkte, Überwachungssysteme und den politischen Diskurs – und droht dadurch, Instabilität zu verfestigen, anstatt sie zu lösen. Es ist entscheidend, dass wir eine kulturelle Debatte darüber führen, was wir von KI eigentlich wollen. Die Kunst bietet einen unverzichtbaren Raum, um der Dringlichkeit und Komplexität der Auswirkungen von KI zu begegnen – jenseits von Kennzahlen, Modellen oder Marktlogik. Anders als politische oder technische Diskurse kann die Kunst das Unsichtbare sichtbar machen, emotionales Verständnis anregen und ethische Fragen aufwerfen – auf eine Weise, die viele Menschen erreicht.
Da KI unsere Wahrnehmung, unser Denken und unsere Beziehungen neu formt, sind Künstler:innen in besonderer Weise in der Lage, ihre Verzerrungen zu hinterfragen und alternative Zukünfte zu entwerfen. In einer Zeit beschleunigten Wandels ist kulturelle Auseinandersetzung kein Luxus – sondern ein notwendiger Akt der Reflexion und Neuorientierung.“

Hinweise für die Redaktion
Vienna Digital Cultures
5.–18. Mai 2025
Kunsthalle Wien Karlsplatz
Pressekonferenz: 5. Mai 2025, 10 Uhr
Eröffnung: 5. Mai 2025, 19 Uhr

Teilnehmer*innen
Wassim Z. Alsindi, Anthea, Antonia XM, Arvida Bystrom, Belma BeÅ¡liÄ?-Gál, S()fia Braga, Caroline Busta, Arthur Chopin, Kate Crawford, Silvia Dal Dosso, DJ Terror, Paul Feigelfeld, Matthias Gramoso, Joey Holder, Vladan Joler, Andrea Khôra, Kiarer Kristler, Etapp Kyle, Klimentina Li, Lil Internet, Jonas Lund, Malounadou, Eva & Franco Mattes, Misonica, Most Dismal Swamp (Dane Sutherland), Amanda Mussi, Mara Never, Matteo Pasquinelli, Phase Fatale, Alex Quicho, Marcin Ratajczyk, Rent, Rotor / Michael Fischer, Ala Roushan, Ruth Schnell, Elke Schwarz, Inès Sieulle, Catherine Spet, Klaus Speidel, Charles Stankievech, Felix Stalder, Shilla Strelka, Troika, Emmanuel Van der Auwera, Clemens von Wedemeyer, Markus Wintersberger, Günseli Yalcinkaya

Veranstaltungsorte
Kunsthalle Wien Karlsplatz, Angewandte Interdisciplinary Lab, Haus der Republik (Wiener
Festwochen) – Funkhaus, PRST.club, REAKTOR

Ticketing
VDC Festivalpass € 25 / VDC Tagespass € 5
Onlinetickets unter: https://kupfticket.com/events/vdc-2025-model-collapse
Mit einer gültigen Jahreskarte der Kunsthalle Wien sind alle Veranstaltungen kostenfrei zu
besuchen. Die Jahreskarte ist in der Kunsthalle Wien Museumsquartier (€ 29 / € 19 ermäßigt)
erhältlich.

Alle Informationen und Termine zum Veranstaltungsprogramm finden Sie online
unter: www.viennadigitalcultures.at und www.kunsthallewien.at
@viennadigitalcultures
#VDC
#ViennaDigitalCultures

Pressebilder und Installationsansichten der Ausstellung Model Collapse zum Download sowie weitere Informationen: https://kunsthallewien.at/ausstellung/vienna-digital-cultures/presse/

Über das FOTO ARSENAL WIEN

FOTO ARSENAL WIEN ist das neue Zentrum für Fotografie und Lens Based Media in Österreich. Von der Stadt Wien im Herbst 2022 initiiert, präsentiert und vermittelt die Institution zeitgenössische Fotografie in allen Erscheinungs- und Verwendungsformen. Als Plattform organisiert FOTO ARSENAL WIEN auch die FOTO WIEN – Österreichs größtes, biennal veranstaltetes Festival für Fotografie und gemeinsam mit der Kunsthalle Wien das Festival Vienna Digital Cultures.

Über die Kunsthalle Wien

Kunsthalle Wien ist die zentrale Institution der Stadt Wien für zeitgenössische Kunst. An ihren Standorten im Museumsquartier und am Karlsplatz präsentiert sie alljährlich Ausstellungen sowie Veranstaltungs- und Vermittlungsformate für ein diverses Publikum. Die Kunsthalle Wien gibt Neuproduktionen in Auftrag und arbeitet mit lokalen wie internationalen Kunstschaffenden und Institutionen zusammen, um Ausstellungen und Publikationen auf der Grundlage von neuer Forschung zu entwickeln und somit Künstler*innen eine Plattform zu bieten. Mit ihrer Arbeit wird ein umfassender Raum für Austausch und Diskussion geboten und der Diskurs über zeitgenössische Kunst in all ihren Formen gefördert.


Quelle: Stadt Wien



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